Mikroben können Giftstoffe umwandeln, Krebszellen verzehren, Sauerstoff produzieren, Gedichte schreiben. Winzige, undurchsichtige Wesen betreten als mächtige Hoffnungsträger die Bühne in der ökologischen Krise. Ein schwindeliger Blick in die Dimension von Rädertierchen, Dinoflagellaten und Foraminiferen zeigt: Nichts ist starr, alles bewegt sich und koevolutioniert miteinander.
Ein prächtiges Durcheinander. Biolog:innen wie Lynn Margulis rufen uns zu: Dieser Planet ist ein Ort der radikalen Kollaboration! Unsere Homo Sapiens-Körper sind ein kollaborativer Haushalt aus Billionen Kleinstlebewesen und nichts und niemand macht irgendetwas ganz allein. Trost und Zuversicht für alle, die es hören wollen. Mit einem hochauflösenden Mikroskop, einem analogen Synthesizer und ihren mehr als menschlichen Körpern begegnen die Performer:innen in Cryptobiosis sich selbst und dem Publikum als Science Fiction-Wesen, die sich in Texten, Bewegungen und Klängen mit der Umwelt verbinden. Eine poetische Kontaktaufnahme mit den Sphären des Unsichtbaren und des Anderen im Eigenen.
Constantin Leonhard konzipiert künstlerisch forschende Projekte, Performances, Videoarbeiten und Szenografien für urbane Räume, Theater und Ausstellungen. Er ist Teil des PAE Aktionslabors sowie des Kollektiv ZOO und Co-Kurator des Blicke Filmfestivals. Empfindlich wie ein Ökosystem bewegt er sich durch (urbane-) Territorien, erspürt gesellschaftliche Bruchkanten und lässt sie aufleuchten. Seine Kunst ist eine Einladung zu sensibler Aufmerksamkeit im Alltag und ein haptischer Anker in einer digitalisierten Welt. Seine Arbeiten waren u.a. zu sehen an der studiobühneköln, dem tanzhaus nrw, dem Kunstmuseum Bochum, dem Ludwigforum Aachen, den Kunstsammlungen Chemnitz, dem IKOB Eupen, dem Labor am Ebertplatz, am Freien Werkstatt Theater, in Kooperation mit der Artsvit Gallery Dnipro/Ukraine und dem Organhaus Art Space Chongqing/China sowie an zahlreichen Orten im öffentlichen Raum.
Im Rahmen von BEYOND REALITIES – Europäische Positionen
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Unterstützt durch ein Mikroskop und Equipment der Bresser GmbH
Künstlerische Leitung
und Performance:
Constantin Leonhard
Labor und Performance:
Nury Cecilia Zambrano Rodriguez
Musik und Performance: Benjamin Adams
Dramaturgie:
Franziska Schneeberger
Künstlerische Assistenz:
Valerie Wehrens
Videotechnik und Licht:
Martin Wisniowski
Biologische Expertise:
Klaus Fritze und Dozent:innen
des Departments für Biologie der Universität zu Köln
Outside-Eye:
Michael Dick
12. Dezember, 14-16h
Workshop
im Bühnen-Labor
Wir öffnen unser Bühnen-Labor für Naturwissenschaftler:innen und Künstler:innen und suchen gemeinsam nach einer produktiven Verästelung von Kunst und Wissenschaft. Wie können wir mit Bewegung, Text und Theater eine interdisziplinäre Kommunikation etablieren, die auf beide Seiten inspirierend wirkt? Gibt es ein mikrobiologisches Theater oder eine theatrale Mikrobiologie?